Geschichte der Biennale Venedig

Am 30. April 1895 wurde die I Esposizione Internazionale d'Arte della Città di Venezia (1. Internationale Kunstausstellung der Stadt Venedig) eröffnet.

1907 eröffnete der erste nationale Pavillon in den Giardini di Castello (Belgien, entworfen von Léon Sneyers). Später folgten Ungarn (1909), Deutschland (1909), Großbritannien (1909), Frankreich (1912) und Russland (1914). Von 1916 bis 1918 sind wegen des Ersten Weltkriegs keine Biennalen veranstaltet worden.

1930 wurde die Biennale in eine autonome Körperschaft umgewandelt, und deren Kontrolle übernahm die faschistischen Staatsmacht Italiens von der Kommune Venedig. Mehrere neue Sektionen kamen hinzu: 1930 das Musikfestival, 1932 das Internationale Filmfestival und 1934 das Theaterfestival. Seit 1938 werden im Kunstbereich Große Preise vergeben.

Nach einer sechsjährigen Pause wegen des Zweiten Weltkriegs meldete sich die Internationale Kunstausstellung 1948 mit einer großen Ausstellung zurück, die einen zusammenfassenden Charakter hatte und auf die avantgardistischen Bewegungen in der zeitgenössischen Kunst aufmerksam machte.

Infolge der Studentenproteste und politischen Ereignisse des Jahres 1968 unterbrach die Biennale Venedig einige ihrer traditionellen Aktivitäten. Es begann eine Phase institutioneller Transformationen, und im Ergebnis des Reformprozesses gab sich die Biennale 1973 ein neues Statut.

Die gesamte Edition von 1974 war Chile gewidmet, wozu Ausstellungen bemalter Tafeln (Murales) eingerichtet und Theateraufführungen und Konzerte organisiert wurden. Diese Ausgabe war vielleicht der größte und eindringlichste kulturelle Protest gegen den chilenischen Diktator Pinochet. Unter dem Namen Salvador-Allende-Brigade füllten viele italienische und ausländische Kunstschaffende die venezianischen Campi mit Wandgemälden, die die Freiheit des chilenischen Volkes forderten. Hortensia Allende, die Witwe des ermordeten chilenischen Präsidenten, nahm an der Eröffnung teil. Es erschein kein Katalog, stattdessen wurden fotokopierte Broschüren zu jeder Ausstellung oder Aufführung herausgegeben.

1975 erfolgten erste Schritte in Richtung einer Architekturausstellung der Biennale di Venezia. Im Rahmen der Sektion Visuelle Künste organisierte Vittorio Gregotti A proposito del Mulino Stucky, gezeigt in den Magazzini del Sale. 1976 und 1978 folgten weiteren Ausstellungen für Architektur. 1980 war Paolo Portoghesi der Leiter der 1. Internationalen Architekturausstellung mit dem Titel La presenza del passato.

Als Teil der 39. Kunstausstellung unter der Leitung von Luigi Carluccio kuratierten Achille Bonito Oliva und Harald Szeemann 1980 in den Magazzini del Sale die erste Aperto Sektion.

1998 ist eine neue Organisationsform etabliert worden, indem die frühere autonome Körperschaft La Biennale di Venezia in eine kulturelle Gesellschaft umgewandelt wurde, eine privatrechtliche juristische Person, die seit 2004 den Status einer Stiftung hat.

Mit der 48. Internationalen Kunstausstellung dAPERTutto begann die Biennale, restaurierte historische Hallen des Arsenale als Ausstellungsorte zu nutzen (Artiglierie, Isolotto, Tese, Gaggiandre).

Die 50. Internationale Kunstausstellung unter der Leitung von Francesco Bonami bestand aus zehn Ausstellungen, die von verschiedenen Kuratoren konzipiert wurden. Die Hälfte von war auf auf Kunst aus Afrika, Asien und Lateinamerika fokussiert, und 5 der 12 Kuratoren stammen ursprünglich von dort. Mit dieser ersten wirklichen Öffnung zur Welt war die Biennale von Venedig Teil eines Trends im internationalen Kunstbetrieb, der ein Jahr zuvor mit der documenta 11 unter der Leitung von Okwui Enwezor einen starken Schub erfahren hatte.

Zum ersten Mal in der Geschichte der Biennale wurden zwei Personen mit der Leitung einer Edition beauftragt, und erstmals überhaupt Frauen, beide aus Spanien: María de Corral und Rosa Martínez.

Nachdem der Italienische Pavillon seinen permanenten Sitz schon 2006 ins Arsenale verlegt hatte, mieteten ab 2007 immer mehr Länder und Institutionen Räume im Arsenale für ihre Pavillons.

Seit Januar 2009 befindet sich der Hauptsitz der Biennale Venedig in der Ca' Giustinian (San Marco, 1364/A), einem Palazzo ganz in der Nähe des Markusplatzes. Weitere Büros für die Biennale Archive befinden sich im VEGA, dem Venice Gateway for Science and Technologies.

Auf der 55. Internationalen Kunstausstellung präsentierten mehrere Länder ihre nationalen Pavillons zum ersten Mal an ihrem neuen ständigen Sitz im Sale d'Armi des Arsenale. In den folgenden Jahren mieteten weitere Länder permanente Pavillons in diesem Gebäude und auch in anderen Bereichen des Arsenale.

Aufgrund der Schutzmaßnahmen wegen Covid-19 sind die 17. Internationale Architekturausstellung (geplant für 2020) und die 59. Internationale Kunstausstellung (geplant für 2021) auf 2021 und 2022 verschoben worden.

Wenn die Biennale auf Geschichte trifft. Ausstellung im Zentralen Pavillon der Biennale Venedig, Giardini, kuratiert von den künstlerischen Leiterinnen und Leitern aller sechs Abteilungen. 29. August - 8. Dezember 2020.

Im Oktober 2022 kündigte La Biennale di Venezia die Gründung einer neuen Struktur an, des Centro Internazionale della Ricerca sulle Arti Contemporanee, das aus den verstärkten Aktivitäten des Historischen Archivs für Zeitgenössische Kunst (ASAC) hervorgeht und neue Büros im Arsenale sowie die Bibliothek in den Giardini hat.
Start des Projekts "Geopolitische Karte der Kunstschaffenden, die an den Biennale-Ausstellungen der letzten 20 Jahre (1999-2020) teilgenommen haben", in Zusammenarbeit mit Universitäten und Instituten.

Nachdem sie wegen der Covid-19-Pandemie verschoben werden musste, findet die Kunstbiennale ab 2022 in geraden Jahren statt.
Die 59. Internationale Kunstausstellung, kuratiert von Cecilia Alemani unter dem Titel The Milk of Dreams, zeigte Arbeiten von 213 Beteiligten (in der Mehrzahl Frauen), 80 nationale Pavillons und 30 kollaterale Ausstellungen. Sie erreichte die bis dahin höchste Besucherzahl (800.000) ihrer 127 jährigen Geschichte.