Universes in Universe

Für eine optimale Ansicht unserer Website drehen Sie Ihr Tablet bitte horizontal.

Heri Dono: Voyage - Trokomod

Kuratorialer Text von Carla Bianpoen

Seit Beginn seines künstlerischen Engagements hat sich Heri Dono ständig darum bemüht, das richtig zu stellen, was er für falsch hält. Für Heri geht es in der Kunst nicht nur darum, Schönheit zu erkunden oder sich der Ästhetik zu widmen, sondern Leute über oftmals nicht gesehene oder hinter den Masken der Zeit verborgene Dinge zu informieren. "Künstler haben eine moralische Verantwortung, etwas zum globalen Verständigungsprozess beizutragen und Menschen durch ein Bewusstsein dessen zu inspirieren, was in ihrem Umfeld und in der Welt überhaupt vor sich geht."

Im indonesischen Pavillon, dessen Thema "Voyage" (Reise) ist, präsentiert Heri Dono eine gigantische Konstruktion in der Art einer archaischen Kreatur, die in die Zukunft aufbricht. Dieses amphibische hybride Tier von 7,5 x 3 x 3,5 Meter Größe, eine Fusion aus dem trojanischen Pferd und dem indonesischen Komodowaran (zusammengezogen zu Trokomod), bringt seine Vision einer Welt zu Ausdruck, in der Ost und West verschmelzen. Mit diesem "Vehikel" untersucht Heri Dono den gegenwärtigen Zustand der Welt und beschäftigt sich zugleich mit seinem Platz und dem seines Landes in der globalen Konstellation der Nationen. "Indonesien ist die meiste Zeit ein weißer Fleck auf der Weltkarte gewesen", behauptet er, "und nun ist es an der Zeit, voranzukommen." Damit will er eine andere Möglichkeit aufzeigen, Bedeutung zu erlangen.

Während die archaische Erscheinung des Trokomod zum Fürchten sein mag, präsentiert er im Inneren eine sanfte Macht, indem er solches Material wie Rattan benutzt und an der Decke eine Leinwand platziert, auf der Batik-Symbole aller Religionen vom Wunsch nach einem friedlichen religiösen Pluralismus zeugen. Trokomods Reise durch die Geschichte und sein Durchpflügen der Ozeane zwischen den Kulturen ist der Höhepunkt von Heri Donos kritischer Sicht der globalen und lokalen Kulturen, der politischen, geopolitischen und sozialen Zustände zu Hause und in der Welt und der westlichen Hegemonie, die er immer mit viel Humor und einem Anflug menschlicher Nächstenliebe offenbart. Doch Trokomod hat dem eine ätzende Note hinzugefügt.

Ein wichtiger Bestandteil des Schaffens von Heri Dono ist ethnografische Darstellung. Im Gegensatz zu einer traditionellen Präsentation in einem ethnografischen Museum, das üblicherweise exotische Kulturen aus einem westlichen Blickwinkel ausstellt, wechselt Heri Dono die Rollen, indem er westliche Zeichen so zeigt, wie wir auf der anderen Seite der Welt sie wahrnehmen. Damit folgt er seiner Überzeugung, dass es zur moralischen Verantwortung eines Künstlers gehört, in den Menschen ein Bewusstsein dafür zu wecken, was in der Welt vor sich geht, und die globale Kommunikation durch eigene Beiträge auszubalancieren.

Von außen können die Besucher in wie Kanonen aussehende Fernrohre schauen und darin Artefakte und Bilder von wichtiger kultureller Bedeutung erblicken, die als etwas wahrgenommen werden, was die westliche Welt geprägt hat. Im Inneren des "Tieres" kann man ein Periskop bedienen und darin ausgewählte indonesische und östliche Kennzeichen erkennen, während ein Video Bilder der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zeigt.

Eine Installation aus traditionellen Schiffen vergangener Zeiten, die im Laufe der Zeit mutiert sind ("Perahu Arwah" oder Geister-Boote), begleitet Trokomod. Sich ständig im Kreis drehend, evozieren sie Indonesiens maritime Identität und sind Reminiszenzen an engelsgleiche Erscheinungen mit Heiligenscheinen und mechanisch schlagenden Flügeln.

(Text: Carla Bianpoen. Aus dem Englischen: Haupt & Binder)

Heri Dono:
Voyage - Trokomod

Nationaler Pavillon von Indonesien

Biennale Venedig 2015
56. Internationale Kunstausstellung
9. Mai - 22. November 2015

Kommissar:
Sapta Nirwandar

Stellvertretender Kommissar:
Soedarmadji JH Damais

Kuratorenteam:
Carla Bianpoen
Restu Imansari Kusumaningrum
Asmudjo Jono Irianto

Expertenbeirat
Carla Bianpoen, Elisabetta di Mambro,
Asmudjo Jono Irianto, Watie Moerany

Produzenten
Bumi Purnati Indonesia
Change Performing Arts

Unterstützt vom
Ministerium für Tourismus
der Republik Indonesien

Zurück nach oben