Wie lässt sich der Angriff überleben, den der patriarchalische Kapitalismus auf unsere Körper ausübt? Furcht, Angst und Erschöpfung gehören zum täglichen Kampf, den die Selbstfürsorge mit sich bringt. Die Feministische Gesundheitsrecherchegruppe (FGRG), bestehend aus den Künstlerinnen Inga Zimprich und Julia Bonn, hat in den vergangenen Jahren gegenseitige Fürsorge als gemeinschaftlichen Akt des Widerstands erprobt. Ihre Arbeit entwickelte sich bei informellen Treffen in ihren Wohnungen – im reproduktiven Raum des Kochens und der Betreuung ihrer kleinen Kinder – und wurde zu einer Form des Wissensaustauschs rund um eine radikale feministische Gesundheitssorge. Von ihrer eigenen Situation als Künstlerinnen und Mütter ausgehend, beziehen sie die Erfahrungen anderer mit ein, die sich mit der Praxis selbstorganisierter radikaler Gesundheitssorge befassen. Ziel ist es, dieses Wissen voranzutreiben und mit anderen zu teilen. Die FGRG zeigt verschiedene Möglichkeiten auf, mit denen verinnerlichte Paradigmen von Leistungsfähigkeit hinterfragt werden können; Paradigmen, die unser Verständnis davon bestimmen, wie der menschliche Körper funktionieren und produzieren soll. In der Archiv-Ausstellung Practices of Radical Health Care (2018–heute) beleuchten sie frühere, etwa in Westberlin in den 1970er- und 1980er-Jahren angesiedelte, sowie aktuelle feministische und gesundheitspolitische Bewegungen mit Verbindungen zur Radikalen Therapie, Antipsychiatrie und queeren Selbstsorge. Sie sehen darin ein Mittel, kollektive Methoden und Werkzeuge für den Umgang mit den uns umgebenden Krisen zu entwickeln. Die FGRG fragt nicht nur, wie sich kommunale, selbstorganisierte feministische Unterstützungsstrukturen schaffen lassen, sondern versteht die miteinander geteilte Verletzlichkeit als Waffe und Macht empfindsamer kollektiver Körper.