Können wir unseren kollektiven Körper von patriarchalischer Gewalt und der Gefahr, die sie darstellt, befreien? Nach wie vor feiern die Massen den weißen Vater, den Priester und den Staatsmann, der von seiner nationalistischen Kanzel herab predigt. In der gesichtslosen Menge der Anbetenden drängt sich Leib an Leib. Die sexualisierte Politik des Faschismus manifestiert sich im Zusammenspiel mit der ekstatischen, alle Häretiker*innen erfassenden Repression. In ihren zahlreichen Mutationen setzt die Religion des Kolonialkapitalismus den kriminellen Amoklauf gegen die wachsende Mehrheit der Ungläubigen fort. Diese wiederum wenden sich von den alten, blassen Göttern und ihren Fundamentalismen ab, vandalisieren Kathedralen, verkünden, dass auch ihre Statuen stürzen werden. Der Klerus insistiert, der heidnische Feind sei mächtig, unsichtbar und omnipräsent, und glücklicherweise stimmt das. In Konfrontation zu den neuen Theokrat*innen, ihren Anhänger*innen und ihrer mörderischen Historie stehen diejenigen, die zurückschlagen, indem sie schlicht ihr Leben leben. Ihre Existenz allein ist eine Übung im Überleben, gegenwärtig im Alltagskampf, der in diesem Augenblick überall auf dem Planeten geführt wird. Schlaflieder, gesungen von den Alten, Rebellionen, gewebt von indigenen Frauen, Kinder, ihren Müttern entrissen, die neue Verwandtschaften finden. Emanzipatorische Kosmologien und Sexualitäten bauen private und kollektive Gegenkirchen, queere und transfeministische Tempel, die sich der Taktik der Angst und des Fanatismus der Autokrat*innen und ihren makabren Prozessionen stellen. Sie sagen: "Wir sind die Enkel*innen der Hexen, die ihr verbrannt habt." Sie vollziehen Rituale feministischer Solidarität. Sie erfinden die matriarchalischen Allianzen der rebellischen Trauer. Sie teilen ihre Verletzlichkeit und ihre Geschichten. Sie sind spirituelle Heiler*innen. Sie sind immer viele, und niemals allein.