Im vergangenen Jahr war unser temporärer Raum 11. Berlin Biennale c/o ExRotaprint ein Ort der Erfahrung und des Austauschs. Hier wurden Geschichten erzählt, erfunden und geteilt, in verschiedenen Sprachen, die im Hof und auf der Straße gesprochen werden, die immer noch zu hören sind. Dies war ein Ort des experimentellen Ausstellungsmachens, an dem sich Menschen begegneten, sich unterhielten, Tee tranken, saßen und vorlasen, Puppenspiele inszenierten und präsentierten, malten, schrieben, lauschten, tanzten. Ein Ort, an dem sich der Prozess des Machens den unerwarteten Konsequenzen gegenseitiger Exponiertheit öffnete. Wir, diejenigen, die dazukamen, lernten von unseren Nachbar*innen, von ihrer vorsichtigen Neugier und großzügigen Bereitschaft. Wir lernten vor allem von den Kindern, die sich als erste ein Stück dieses Quartiers aneigneten. Sie wussten, dass es ihnen mehr als uns gehörte, und sie nutzen es entsprechend. Wir waren traurig, als wir schließen mussten, weil die Pandemie die Stadt traf, und freuten uns, als wir die Türen wieder öffnen durften. Wir bemühten uns, vorsichtig zu agieren, suchten sichere Möglichkeiten der Wiederbegegnung, wissend, wie wichtig ein solcher Raum der Kontakte ist. Dieser Ort gab dem Prozess Sicherheit, er entstand langsam, war durchlässig und hatte einen menschlichen Maßstab. Fast wurde er zu einem Zuhause. Hier lebt sie, die Gastfreundschaft, die vor allem von unserer Umgebung, von den Passant*innen, Teilnehmerinnen, Gästen, Künstlerinnen und Mitarbeitenden ausgeht. Für eine kurze Zeit ließen Menschen sich hier nieder, fanden zusammen, versammelten sich, sprachen miteinander und hörten zu. Was bleibt ist ein lebendiges Archiv dieser Gastfreundschaft - das Geschenk, das sie alle uns machten.