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Negozio Olivetti

Negozio Olivetti © Foto: Haupt & Binder, universes.art

Negozio Olivetti - Architektur, Kunst, Design

Der Ausstellungsraum am Markusplatz wurde 1957/58 vom venezianischen Architekten Carlo Scarpa entworfen und ist ein Meisterwerk einer modernen architektonischen Intervention in einem historischen Gebäude. Hier werden historische Schreib- und Rechenmaschinen der Firma Olivetti sowie wechselnde Kunst- und Designausstellungen gezeigt.


1957 erhielt Carlo Scarpa - der im Jahr zuvor mit dem Olivetti-Preis für Architektur ausgezeichnet wurde - von Adriano Olivetti den Auftrag, einen Raum unter den Kolonnaden der Procuratie Vecchie für die Präsentation von Olivetti-Produkten komplett neu zu gestalten. Die Olivetti-Maschinen waren seit den 1950er Jahren weltweit bekannt, darunter die tragbare mechanische Schreibmaschine "Lettera 22" und der erste Taschenrechner für den Bürogebrauch "Divisumma".

Scarpa hat den dunklen und schmalen Raum (21 x 5 m) aus dem 16. Jahrhundert in eine offene Halle umgewandelt, indem er die räumliche Struktur intelligent neu organisierte und eine innovative Gestaltung vornahm. Das Erdgeschoss wirkt volumetrisch mit der oberen Etage vereint, die auf beiden Seiten Mezzanine hat und zu der eine zentrale asymmetrische Treppe von skulpturaler Qualität hinaufführt. Für die dekorativen Elemente wählte Scarpa Materialien von außergewöhnlicher Qualität und zollte damit der venezianischen Tradition und Handwerkskunst Tribut.

Nachdem der Schauraum 1997 seine Funktion verloren hatte, verfiel er während der folgenden Nutzung erheblich, bis die Assicurazioni Generali eine sorgfältige Restaurierung veranlasste, die Verwaltung dem Fondo Ambiente Italiano (FAI) übertrug und das Negozio Olivetti 2011 in seiner ursprünglichen Gestaltung wieder der Öffentlichkeit zugänglich machte.

Der Architekt betonte die vorteilhafte Ecklage und die Verbindung zur Piazza San Marco, indem er die Schaufenster, die aus abgeschrägtem Glas bestehen, vergrößerte. Ihre Metallrahmen haben schräge Ecken, um die scharfen Winkel abzumildern, und Bleischrauben, die als dekorative Elemente vollständig freigelegt sind.

Der kleine Eingangsbereich ist durch einen roten Mosaikboden definiert und vermittels eines Brunnens aus schwarzem Marmor, der das rechteckige Becken für eine schöne Bronzeskulptur bildet, mit dem Ausstellungsraum verbunden und gleichzeitig von diesem getrennt. Autor der "Nudo al sole" genannten Plastik ist Alberto Viani, für den Scarpa eine Präsentation auf der Biennale Venedig entworfen hat. Ein interessantes Gestaltungsdetail ist der Brunnenauslauf aus Marmor und Kupfer, auf dessen Platte das Olivetti-Logo als Relief erscheint.

Scarpas Entscheidung, die Treppe in die Mitte des Raumes zu setzen, macht aus einem funktionalen Element einen zentralen Fokuspunkt und ein skulpturales Objekt. Die unregelmäßige Struktur mit auskragenden Platten aus Aurisina-Marmor, asymmetrischen Stufen mit seitlichem Versatz und freiliegenden Messingschrauben, deren Anordnung die zentrale Achse betont, gilt als Meisterwerk der Leichtigkeit und Dynamik.

Platten aus hellgrauem Aurisina-Marmor, der für die Treppe verwendet wurde, verkleiden auch den zentralen Pilaster. Interessant ist, dass hier die Oberfläche glatt poliert wurde, während die Kanten grob geschnitten sind, was zu den typischen Vorlieben Scarpas gehört.

Die Wände sind mit Paneelen aus venezianischem Stuck verkleidet, der aus einer Mischung aus Kalkspachtel und Marmorpulver hergestellt wird, wodurch eine hochglänzende Textur erzielt werden kann. Vertikale, mit matten Glasplatten abgedeckte Leuchtstoffröhren trennen die Paneele.

Die Mosaikböden bestehen aus unregelmäßigen Glassteinen, die eine schimmernde, an Wasser erinnernde Bewegung erzeugen und die verschiedenen Bereiche abgrenzen: rot im Eingangsbereich, grau-weiß in der Mitte, blau im Bereich des Seiteneingangs und gelb im hinteren Areal.

Für die Zwischengeschosse wurden Bohlen aus afrikanischem Teakholz verwendet, die zugleich die Decke des darunter liegenden Stockwerks bilden. Die beiden Fenster im Obergeschoss, die einen herrlichen Blick auf den Markusplatz bieten, sind innen mit ovalen Schiebegittern aus Teakholz und Palisanderholz verkleidet. Gitter aus Teak werden auch für die Verkleidung des Hintereingangs verwendet.

An den Schaufenstern stehen Regale mit Brettern aus Palisanderholz, gestützt von Edelstahlstäben. Die Teakholzregale im Obergeschoss werden von zwei schmalen Leisten aus demselben Holz getragen. Darauf sind Olivetti-Produkte oder andere Exponate der wechselnden Gastausstellungen ausgestellt.

Für Details von Befestigungen oder Übergangselemente zwischen den verschiedenen Materialien wählte Scarpa Messing, um die Korrosion in der salzhaltigen Luft zu vermeiden und der Architektur zugleich eine zeitlose "goldene" Eleganz zu verleihen.

(Zusammengefasst aus Informationen von Fondo Ambiente Italiano und anderen Quellen. © Deutsche Übersetzung: Universes in Universe.)

Adresse:

Negozio Olivetti

Unter den Kolonnaden der Procuratie Vecchie, an der Ecke des Sotoportego del Cavaletto.

Piazza San Marco 101
Procuratie Vecchie
Venezia
Italien

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