Petra: Löwen-Greifen-Tempel
Nabatäischer Sakralkomplex, um dessen Kultkammer mit erhöhtem Podium Säulen standen, die mit einzigartigen "geflügelten Löwen"-Kapitellen verziert waren.
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Im inneren heiligen Hauptraum des Tempels (Cella, ca. 17 x 17 m) steht in der Mitte ein Podium, mōtab - der nabatäische "Sitz" der Gottheit, auf den Betyle als Medium der Gottespräsenz gestellt wurden. Um diese quadratische Plattform stehen zwölf Säulen, die dereinst von den Kapitellen mit geflügelten Löwen anstelle der Eckvoluten bekrönt waren und wahrscheinlich eine Art Baldachin stützten. Die geflügelten Löwen gelten als apotropäische Symbole, als Wächter des Heiligtums. Fünfstufige Treppen an den beiden vorderen Ecken führten zu eisernen Türen hinauf, wie Spuren von Rost belegen. Der Boden des Podiums war mit schwarzen und weißen Marmorplatten in geometrischen Mustern ausgelegt. An der Rückseite der Plattform gibt es eine kleine Krypta, wahrscheinlich für die Aufbewahrung von Kultgegenständen. Gefundene Bleiklammern lassen vermuten, dass die Zwischenräume der Säulen mit Vorhängen verschlossen waren. Flankierende Gänge mit weiteren Säulen bilden einen schmalen Umgang, durch den die Kultplattform in rituellen Prozessionen umrundet werden konnte.
An den Innenwänden der Cella, die in leuchtenden Farben bemalt und mit aufwendigen Stuckleisten verziert waren, dienten flache Nischen zum Aufstellen von Kultobjekten und Opfergaben für die Göttin. Aufgrund von Funden und Berechnungen nimmt man an, dass es eine zweite Etage gegeben haben könnte, in deren mit Säulen versehenen Wänden Fenster gewesen sind.
© Fotos, Text: Haupt & Binder
Nabatäischer Sakralkomplex, um dessen Kultkammer mit erhöhtem Podium Säulen standen, die mit einzigartigen "geflügelten Löwen"-Kapitellen verziert waren.
Ein Betyl (semitisch: bait-el = Haus Gottes; griech. baitylos) ist ein anikonisches Gottessymbol, meist als schmale hochrechteckige Platte oder Stele gestaltet. Es kann auch eine Negativform in einer Nische sein. Häufig sind mehrere Betyl in einer Nische nebeneinander, übereinander oder ineinander gruppiert. "Der Betyl ist keine Abbildung Gottes, kein Bild des Gottes, kein Götterbild. Als Medium der Gottespräsenz kann er jedoch auch kultische Verehrung erfahren. Das bedeutet wiederum, dass man dem Betyl im Akt der Verehrung Opfer und Gaben darbringen konnte." (R. Wenning, 2007)