Petra Tour: Der Siq
Der Haupzugang von Petra ist eine 1,2 km lange Schlucht mit bis zu 70 m hohen Steilwänden, Resten der nabatäischen Wasserleitungen, Kultnischen und anderen Sehenswürdigkeiten.
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An dieser breiten Stelle des Siq kommen Fels und Wasser zusammen, "die Ingredienzien nabatäischer Gotteserfahrung" (Merklein & Wenning, 1998). In der Felswand (rechts im Bild) gab es ein Tropfheiligtum mit Kammer. Auf der gegenüberliegenden Seite entdeckten Archäologen große Zisternen.
Im Mittelpunkt der Verehrungsstätte steht ein Felsblock, in dessen westliche, der Stadt zugewandte Seite ein Ädikularelief (knapp 2,50 m hoch) gemeißelt wurde, das wie ein Tempeltor gestaltete ist. Es wird von Pilastern mit nabatäischen Hörnerkapitellen begrenzt. Das obere Gebälk ziert ein Metopen-Triglyphenfries, bekrönt von einem abgeschrägten Gesims. Die Löcher auf beiden Seiten des Architravs und in der Nische könnten dazu gedient haben, Opfergaben aufzuhängen. In der Steinkante am Boden unmittelbar vor der Ädikula sind Vertiefungen möglicherweise für Libationen (Trankopfer) zu sehen. Die Pflasterung um den Felsblock herum ist wie ein Podium erhöht.
Die beiden Betyle in der Nische stehen auf einer trapezförmigen Basis, einem mwtb (Sitz/Thron der Gottheit). Von dem rechten, kleineren Pfeilerbetyl (57 cm hoch) durch eine schmale Fuge getrennt ist ein Augenbetyl (77 cm hoch), bei dem Augen und Nase durch streng geometrische Formen symbolisiert sind. "In dieser Gestaltung der Augenbetyle scheint ein kommunikativer Aspekt umgesetzt zu sein. Die Gottheit wird in Interaktion gezeigt, indem sie quasi sieht, also wahrnimmt." (Wenning, 2007)
Es wird vermutet, dass die Betyle die Präsenz von Dushara und Al Uzza verkörpern, die beiden höchsten Götter der Nabatäer in Petra.
© Fotos, Text: Haupt & Binder
Der Haupzugang von Petra ist eine 1,2 km lange Schlucht mit bis zu 70 m hohen Steilwänden, Resten der nabatäischen Wasserleitungen, Kultnischen und anderen Sehenswürdigkeiten.
Ein neuentdeckter Augenbetyl in der hremiye-Schlucht nebst einer Übersicht über die bekannten nabatäischen Augenbetyle
In: R. Wenning; U. Hübner; E.A. Knauf (Hrsg.): Nach Petra und ins Königreich der Nabatäer. Notizen von Reisegefährten. Für Manfred Lindner zum 80. Geburtstag. Bodenheim 1998, S. 71-91