Petra Tour: Königsgräber
Einige der beeindruckendsten Grabanlagen in Petra, aus dem Westhang des Felsmassivs Jabal al-Hubta oberhalb des Stadtzentrums herausgeschlagen.
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Die Gestaltung dieses Grabes (BD 776, 40-70 n. Chr.) ist am Al-Khazneh (Schatzhaus) orientiert. Als Leon de Laborde 1828 Petra besuchte, nannte er es wegen der Kapitelle Korinthisches Grab. Man hat das oft als Irrtum abgetan, doch tatsächlich handelt es sich um eine nabatäische Adaption korinthischer Kapitelle, bei der im Mittelfeld zwischen den Eckvoluten Rankenschlingen anstelle der Spiralen (Helix) erscheinen. Am Korinthischen Grab sind die Ranken allerdings weitaus weniger detailliert und gekonnt ausgearbeitet als bei den unteren Kapitellen des Al-Khazneh, wo das alexandrinische Vorbild besser erkennbar ist (siehe die Detailfotos oben).
Die stark verwitterte Fassade (27,55 m breit und 28 m hoch) besteht aus drei Ordnungen. Die unterste ist durch acht Halbsäulen gegliedert, über deren zentralem Paar sich ein stark verwitterter Segmentgiebel (runder Giebel) erhebt. Auch die mittlere Ordnung ist vor allem in der linken Hälfte stark zerstört. Sie hat acht Zwergpilaster, die an den unteren Halbsäulen ausgerichtet sind. Am Gebälk der beiden Ordnungen gibt es einen Wechsel von zurückgesetzten und vorspringenden Zwischenräumen.
Der Sprenggiebel der mittleren Ordnung ist mit einem Gesims über der Spitze verbunden, das die Basis für den großen gesprengten Giebel bildet, der das Monument krönt. Diese obere Ordnung mit sechs vorderen Dreiviertelsäulen erinnert stark an Al-Khazneh, einschließlich der Tholos mit Zeltdach und Kapitell. Die Urne auf der Spitze fehlt.
Sehr ungewöhnlich ist die asymmetrische Anordnung der Öffnungen der Fassade: unterschiedlich große Fenster auf der rechten und Türen auf der linken Seite. Über der Tür ganz links ist ein dreieckiger Giebel, über der daneben hingegen ein runder. Hinter dem weitgehend zerstörten Hauptportal befindet sich die größte der vier Kammern. Darin gibt es drei breite Aussparungen in der Rückwand sowie vier weitere, unterschiedlich große in der rechten Wand, darunter ein Loculus (Begräbnisstollen).
Vor dem Grab sind Spuren von vier Wasserbecken zu sehen.
© Fotos, Text: Haupt & Binder
Einige der beeindruckendsten Grabanlagen in Petra, aus dem Westhang des Felsmassivs Jabal al-Hubta oberhalb des Stadtzentrums herausgeschlagen.
Rudolf-Ernst Brünnow und Alfred von Domaszewski: Die Provincia Arabia, Band 1.
Verlag Karl J. Trübner, Straßburg 1904.
Der von den Forschern bei ihren Reisen 1897 und 1898 erstellte Katalog der Grabfassaden und anderen Monumente in Petra dient noch heute als Referenz - abgekürzt BD oder Br. mit der jeweiligen Nummer.
Bei einem "gesprengten" (offenen) Giebel ist die Mitte herausgeschnitten oder nach hinten versetzt, so dass zwei seitliche Segmente stehenbleiben. Das in der ptolemäischen Architektur Alexandrias überaus beliebte Gestaltungselement wurde von den Nabatäern u.a. für Al-Khazneh (Schatzhaus) und Ad Deir (Kloster) übernommen.