Ostwand des Qasr al-Bint
An der am besten erhaltenen östlichen Wand des Qasr al-Bint sind die Bauweise und Gliederung des Gebäudes gut erkennbar. Dessen dicke Mauern bestehen außen aus großen Sandsteinquadern und einem Kern aus mit Kalkmörtel verfestigten Feldsteinen. Wohl als Schutz gegen Erdbeben sind an einigen Stellen im oberen Bereich der Wände Holzbalken eingefügt.
Jede der vier Ecken ist durch knapp 2 m breite und 15 m hohe Pilaster verstärkt. Die beiden an der Fassadenseite waren mit quadratischen Stuckpaneelen verziert, von denen Reste erhalten blieben, und wahrscheinlich von Floralkapitellen bekrönt.
Äußerer Säulengang
Etwa auf halber Höhe der Wände ist eine Steinkonsole zu sehen, an einigen Stellen mit Löchern in regelmäßigen Abständen darüber. Dabei handelt es sich um die Halterung der Balken für das Dach eines Säulengangs auf den Außenrändern des Podiums, auf dem der Tempel errichtet wurde. Der Portikus umgab den massiven Baukörper auf drei Seiten und war wohl für die Prozessionen bestimmt, die normalerweise innerhalb der nabatäischen Tempel um das Kultpodium (mōtab) mit dem Betyl darauf stattfanden. Die Säulen der Kolonnaden hatten einen Durchmesser von ca. 75 cm und eine Höhe von 5,8 m.
Orthostaten
Im unteren Bereich der Wände ist eine Reihe gleichmäßiger Rechtecke ausgespart, in denen große Steine im Mauerwerk erscheinen. Es sind Orthostaten, in Bauten und Gräbern des Altertums verbreitete, hochkant stehende Steinplatten oder Quadersteine. Da sie am Qasr al-Bint durch Stuckrahmen in dem für Prozessionen genutzten Säulengang so explizit hervorgehoben wurden, hatten sie wohl eine rituelle Bedeutung.
Auf dem Wandstreifen über der Orthostatenzone bis zur unteren der beiden Steinkonsolen sieht man Reste der Stuckverzierung.
Durch die Fensteröffnung im oberen Bereich der Wand fiel Licht in die Cella.
Ganz oben im hinteren Teil des Bauwerks ist eine der beiden Treppen erkennbar, die von den Seitenräumen der Cella auf das Tempeldach führten (Detailfoto oben).
Das aufwendig verzierte Gebälk wird auf der nächsten Seite beschrieben.
© Fotos, Zusammenfassung: Haupt & Binder, Universes in Universe
Der Haupttempel von Petra ist das am besten erhaltene freistehende Bauwerk der antiken Stadt. Er ist ein hervorragendes Beispiel für die Verschmelzung von griechisch-römischen und östlichen Elementen in der nabatäischen Architektur.