Petra Tour: Hoher Opferplatz
Eine der schönsten Touren in Petra führt zum Höhenheiligtum auf dem Jabal al-Madhbah, vorbei an den sogenannten Obelisken und hinab ins Wadi Farasa Ost.
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Dieses Relief unter einem Felsvorsprung ist die zentrale Nische eines Trikliniums direkt davor (siehe die vorige Bildseite). Sie wurde unter dem Namen Dushara-Dionysos Nische bekannt, weil man sie als eine Doppelrepräsentation von Dushara, dem Hauptgott der Nabatäer in Petra, interpretiert hat: unten in der üblichen anikonischen Weise durch den Betyl und oben in figurativer Gestalt als vermeintlicher Dionysos.
Robert Wenning untersuchte die Nische im Rahmen des Petra Niches Project vor Ort und durch typologische Vergleiche mit anderen Skulpturen. Dadurch konnte er die Reliefbüste als Obodas Theos identifizieren, also als eine Darstellung des zum Gott erhobenen nabatäischen Königs Obodas.
Die bartlose männliche Figur mit ihrer auf die Schultern herabfallenden Haarpracht hat einen dicken Kranz auf dem Kopf. Dieser besteht aber nicht aus Efeu oder Weinblättern - worauf die Dionysos-Theorie fußt -, sondern aus langen spitzen Lorbeerblättern. Das erlaubt eine Interpretation als Königsporträt, denn solche breiten Lorbeerkränze kennt man von Münzen mit den Bildnissen der Könige.
Die drei Löcher im oberen Rand des Medaillons dienten wahrscheinlich zur Befestigung einer weiteren Bekrönung. In ein Loch auf der Spitze des Kranzes könnte ein Göttersymbol oder Schmuckelement (wie in Münzporträts) gesteckt worden sein.
Wenning äußerte auch, dass seines Wissen Dushara nirgendwo in Petra als Dionysos dargestellt ist und er eine Verehrung von Dionysos und einen Synkretismus mit Dushara in nabatäischer Zeit bezweifelt.
Informationen vor allem aus
Robert Wenning:
- Obodas Theos. Der statuarische Befund eines nabatäischen Gottes, 2015
- The Many Faces of Dushara - A Critical Review of the Evidence, 2016
© Fotos, Zusammenfassung: Haupt & Binder
Eine der schönsten Touren in Petra führt zum Höhenheiligtum auf dem Jabal al-Madhbah, vorbei an den sogenannten Obelisken und hinab ins Wadi Farasa Ost.
Ein zum Gott erhobener nabatäische König namens Obodas - welcher, wird in der Forschung diskutiert. Robert Wenning nennt Obodas II. (oder III., regierte 30 - 9 v. Chr.), u.a. weil die Vergöttlichung von Königen erst seit der Zeit seines Nachfolgers Aretas IV. (9/8 v. Chr. – 39/40 n. Chr.) bekannt ist, weshalb ein Bezug zu Obodas I. (ca. 96 – 87 v. Chr.) eher unwahrscheinlich erscheint. Die Existenz eines Obodas II., der 62/61– 60/59 v. Chr. regiert haben soll, wird angezweifelt.
Wenning hat die verschiedenen Theorien zusammengefasst:
Obodas Theos. Der statuarische Befund eines nabatäischen Gottes. In: Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins, 131 (2015), S. 44 - 58
The Many Faces of Dushara
A Critical Review of the Evidence
In: Studies in the History and Archaeology of Jordan 12 (SHAJ XII). Department of Antiquities of Jordan, Amman, 2016. pp. 189 - 210
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