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"Großer Tempel"

sogenannter Großer Tempel

In der Forschung ist heutzutage allgemein akzeptiert, dass der als "Großer Tempel" bekannte monumentale Bau nicht dem religiösen Kult diente, sondern als repräsentativer königlicher Empfangssaal errichtet wurde. Diskutiert wird weiterhin, ob er Teil des Königspalasts gewesen sein könnte, doch dafür sind die Wohnbereiche gleich daneben zu klein, und es fehlen zugehörige Zweckbauten (Küche, Ställe etc.). Die bisherige Bezeichnung "Großer Tempel" (Herkunft des Namens) ist weiterhin üblich, wenngleich jetzt meist in Anführungszeichen oder mit dem Zusatz "sogenannter". Gelegentlich wird auch "Südbau" (südlich des Wadi Musa) verwendet.

Im Rahmen der monumentalen Ausgestaltung des Zentrums von Petra schlugen die Nabatäer im letzten Viertel des 1. Jhs. v. Chr. Terrassen tief in den Katute-Hügel und legten ebene Flächen an, durchzogen von Kanälen für den Abfluss des Regenwassers. An diesem Hang entstand in mehreren Phasen der Südbau, der mit 7560 m2 Grundfläche größte freistehende architektonische Komplex in Petra, auf drei Stufen, die höchste davon 25 m über der Kolonnadenstraße.

Zuerst wurde gegen Ende 1. Jhs. v. Chr. oder Anfang 1. Jh. n. Chr. auf der obersten Plattform ein Peristylbau mit zwei Säulen an der Front (distylos in antis) errichtet. Vergleiche mit ähnlichen antiken Gebäuden legen dessen Interpretation als Empfangshalle (oecus corinthius) nahe. Außerdem erbrachten die Ausgrabungen keine Belege für eine kultische Nutzung. Der Bau wurde um die Mitte des 1. Jhs. n. Chr. wesentlich erweitert und mit Reliefs, Fresken, Mosaikböden und Stuckdekor ausgestattet. Aus dieser umfangreichsten Bauphase stammen auch der riesige Kolonnadenhof (unteres Temenos) mit den einzigartigen Elefantenkapitellen und die Toranlage (Propyläen) unten an der Straße. Wie die meisten Monumente in Petra war der Südbau mit Stuckelementen verziert und farbig bemalt.

Im späten 1. Jh. n. Chr. oder aber erst nach dem Ende des Nabatäerreichs durch dessen Umwandlung in die römische Provinz Arabia 106 n. Chr. wurde in die obere Säulenhalle ein kleines Theater mit 600 bis 900 Plätzen eingebaut, das wohl auch als bouleuterion (Versammlungsort des Rates der Stadt) diente. Nach einem Erdbeben 113 oder 114 n. Chr. folgten weitere Aus- und Umbauten. Westlich des Südbaus entstand ein römisches Badehaus.

In der Regierungszeit des nabatäischen Königs Aretas IV. (9 v. Chr. - 40 n. Chr.) ist östlich des Südbaus ein prachtvoller Gartenkomplex mit Wasserbecken (paradeisos) angelegt worden, bei dem deutliche Parallelen zu Palästen Herodes des Großen erkennbar sind. Unter römischer Herrschaft im frühen 2. Jh. n. Chr. wurde diese Garten-Teich-Anlage renoviert und weiter ausgebaut.

Ausführlichere Informationen zu den einzelnen Bereichen finden Sie auf den Bildseiten des Fotorundgangs.

Zerstörung, Verfall, Ausgrabung

Nach weiteren Umbauten und Reparaturen in den Jahrzehnten nach der römischen Annexion ist der Südbau gegen Ende des 2. Jhs. n. Chr. anscheinend nicht mehr genutzt worden, denn er verfiel zunehmend und wurde geplündert. Das verheerende Erdbeben von 363 n. Chr. hat ihn stark zerstört. Teile des Komplexes sind während des 4./5. Jhs. n. Chr. für Wohnzwecke hergerichtet worden, doch das Areal verfiel immer mehr und füllte sich mit Schwemmgut. Nachdem ein Erdbeben 551 n. Chr. weitere Zerstörungen angerichtet hatte, ist der Bau endgültig aufgegeben worden. Im 20. Jahrhundert nutzten Beduinen den zugeschwemmten Kolonnadenhof für die Landwirtschaft und zogen an einigen Stellen Wände für Wohnungen ein. 1993 begann die Brown University (USA), den kaum noch sichtbaren "Großen Tempel" auszugraben, zu erforschen und zu rekonstruieren.

Die informativen Fototouren stellen die Sehenswürdigkeiten von Petra vor, zeigen versteckte Details und empfehlen wenig bekannte Routen.
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