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Der Norden

Der Norden von Gerasa / © Foto: Haupt und Binder, Universes in Universe

Der Norden von Gerasa

Meist wird für den Besuch von Gerasa / Jerash zu wenig Zeit eingeplant und der Norden der archäologischen Stätte deshalb nicht einbezogen, obwohl es dort interessante, lohnenswerte Sehenswürdigkeiten gibt. Hier sind sie vorgestellt.

1 - Kirche des Bischofs Isaias. 2 - Nordtheater. 3 - Nord-Decumanus. 4 - Bürger-Basilika. 5 - vermutete Agora. 6 - Tetrapylon. 7 - Westthermen. 8 - Nord-Cardo. 9 - Nordtor. 10 - Stadtmauer.

Kirche des Bischofs Isaias

Erst 1983 entdeckten Archäologen die Reste der dreischiffigen Basilika gleich neben dem Nordtheater. Einer Mosaikinschrift zufolge wurde sie 558/559 zur Zeit des Bischofs Isaias erbaut und geweiht. Wie bei allen Gebäuden der byzantinischen Epoche in Gerasa, sind Spolien und Steine römischer Bauwerke verwendet worden. So stammen die ionischen Säulen höchstwahrscheinlich vom Nord-Decumanus.

Die drei Eingänge an einem Atrium auf der Westseite (auf dem Foto vorn)wurden später verschlossen und der Hauptzugang stattdessen an einen Säulenhof auf der Südseite (rechts) verlegt.

Der aufwendig gestaltete Mosaikboden ist in großen Teilen gut erhalten, wenngleich Ikonoklasten im frühen 8. Jahrhundert die Darstellungen von Menschen und Tieren verstümmelten.

Auch diese Kirche wurde noch während der Umayyadenzeit (661 - 750 n. Chr.) von einer christlichen Gemeinde genutzt. Es gibt Anzeichen dafür, dass kurz vor einem verheerenden Erdbeben, das die Stadt zerstörte, Reparaturarbeiten an den Mauern und am Dach stattfanden.

Nordtheater

Das außergewöhnlich gut erhaltene und sorgsam restaurierte Nordtheater entstand in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts ursprünglich als ein bouleuterion für die Treffen der boule (Stadträte) und die Vertreter anderer Verwaltungseinheiten der Stadt. Ausführlichere Informationen und Fotos in der speziellen Präsentation:
Nordtheater

Nord-Decumanus

Vorn im Bild der Nord-Decumanus. Rechts das Tetrapylon, von dem aus der nördliche Teil des Cardo zum Nord-Tor links hinten führt.

Der Nord-Decumanus und der nördliche Teil des Cardo sind im späten 1. Jh. n. Chr. im Rahmen der Gesamtplanung der Stadt angelegt worden. Die Pflasterung des Nord-Decumanus und dessen Ausstattung mit Kolonnaden erfolgte jedoch erst später, wahrscheinlich ab 165/166 n. Chr., als eine repräsentative Zufahrt zum Versammlungsort der Stadträte und anderer Repräsentanten der Bürger im bouleuterion (Nordtheater) und zu weiteren städtischen Einrichtungen in dem Bereich westlich des Cardo gebraucht wurde. Diese Ost-West-Verbindung ist aber wohl nie fertiggestellt worden, denn sie erreichte nicht das Nordwesttor, und östlich des Tetrapylons ist die Straße unbefestigt und ohne Kolonnaden geblieben.

Der Nord-Decumanus hatte eine über 9 m breite Fahrbahn, gepflastert mit diagonal verlegten Kalksteinplatten, sowie über 4 m breite Gehwege, war für damalige Verhältnisse also ziemlich breit. Für die Kolonnaden wurden ionische Säulen verwendet, die am Cardo südlich des Tetrapylons gestanden hatten und bei dessen Verbreiterung und Ausstattung mit korinthischen Säulen abgebaut worden waren. Auf der südlichen Straßenseite des Decumanus gab es eine Reihe von Eingängen, vermutlich zu Ladenlokalen.

Bürger-Basilika

An der Nordseite des Decumanus, direkt gegenüber dem Nordtheater, heben vier korinthischen Säulen den Zugang zu einem wichtigen Ort hervor: einer 100 m langen und 28 m breiten Bürger-Basilika. Das riesige Bauwerk wurde bereits in der Antike geplündert und niedergebrannt und ist bis heute nur teilweise archäologisch untersucht.

Auf dem ersten Foto sieht man links die Säulen vor dem Eingang zur Bürger-Basilika und diesen gegenüber auf der rechten Seite die Kapitelle des Portikus vom Nordtheater. Auf dem zweiten Foto sind im Hintergrund Mauern der Basilika zu sehen.

Agora

Eine flache durchgehende Mauer auf der Nordseite des Nord-Decumanus grenzte ein mindestens 7.500 Quadratmeter große Areal ab, das die Agora (Forum, Versammlungsplatz der Polis) von Gerasa gewesen sein könnte. Eine umfassende Erkundung des Geländes steht noch aus. Man nimmt an, dass die heute gefundenen Reste einer Kolonnade entlang des Nord-Decumanos nicht zur ersten Randbebauung der Agora gehören. (T. Lepaon, S. 140). Auf dem Foto rechts erscheint der nördliche Cardo und im Hintergrund das Nordtor.

Nord-Tetrapylon

Dieses Monument wird mit dem Zusatz "Nord" bezeichnet, um es von dem südlichen auf der Kreuzung des Cardo und des Süd-Decumanus zu unterscheiden. Doch eigentlich wäre das nicht nötig, denn bei dem Bau im Süden handelt es sich um ein Tetrakionion (siehe die Unterschiede) . Dennoch behalten wir hier die übliche Nennung bei.

Das Nord-Tetrapylon wurde in der zweiten Hälfte des 2. Jhs. n. Chr., wahrscheinlich noch vor 180 n. Chr., im Rahmen des Ausbaus dieses Stadtviertel auf der Kreuzung des Cardo und des Nord-Decumanus errichtet. Der südlich davon liegende Abschnitt ist erst danach verbreitert und mit korinthischen Säulen ausgestattet worden. Lange galt eine am Bauwerk gefundene Inschrift aus der Zeit von 193-211 n. Chr., in der Julia Domna, die Ehefrau des Kaisers Septimius Severus erwähnt wird, als Entstehungsdatum, doch diese stammt nicht vom Tetrapylon. Im Jahr 2001 konnte das Monument komplett rekonstruiert werden.

Das Nord-Tetrapylon hat eine Seitenlänge von etwa 12 m. Die Durchgänge zwischen den vier mächtigen Pylonen, die eine Kuppel tragen, sind ca. 5,5 m breit und 8,5 m hoch.

Um den gesamten Bau zieht sich ein mit Zahnschnittfries und anderen Zierleisten verziertes Gebälk, abgeschlossen von einem herausragenden Gesims. Die Attikazone ist nicht dekoriert und nur durch Dreicksgiebel auf der Nord- und Südseite (zweites Foto) sowie Rundgiebel auf der Ost- und Westseite (erstes Foto) gegliedert, die in der gleichen Weise wie das Gebälk verziert sind. Die gegenüberliegenden Seiten sind identisch.

An der Nord- und Südfassade stehen korinthische Säulen auf hohen Postamenten. Doppellöcher mit verzierter Umrandung in den Sockeln dienten wohl als Halterungen für Fackeln.

An der Ost- und Westfassade stehen keine Säulen. Stattdessen sind über Sockeln jeweils zwei Nischen mit rundem Abschluss in die Wand eingefügt (erstes Foto). Links und rechts außen auf diesen beiden Fassaden ziehen sich flache Pilaster bis zur Attika hinauf, nur unterbrochen durch das Gebälk.

Innenansicht des Tetrapylons mit Kuppel. In den Pylonen gibt es ziemlich weit oben halbrunde Nischen mit Sockel.

Westthermen

In dem Thermalkomplex im Norden gibt es eine Kammer mit einer Kuppel, die das weltweit älteste am originalen Ort erhaltene Beispiel dieser Art von Steindach in der Welt ist. Siehe die spezielle Präsentation:
Westthermen

Nördlicher Cardo

Der Bereich des Cardo zwischen Nord-Tetrapylon und Nordtor ist der älteste Teil der 800 m langen Nord-Süd-Achse von Gerasa. Er wurde gegen Ende des 1. Jhs. n. Chr. als Straße angelegt und in trajanisch-hadrianischer Zeit (Trajan regiert bis 117, Hadrian anschließend bis 138) mit etwas über 5 m hohen Säulen gesäumt. Sie stehen in kürzeren Abständen als an den anderen verbreiterten Abschnitten des Cardo, und ihre ionischen Kapitelle ähneln denen am zeitgleichen Ovalen Platz. Ein Ausnahme stellen zwei höhere Säulen mit korinthischen Kapitellen auf der Westseite dar, die möglicherweise einen Zugang zur Platzanlage der vermuteten Agora hervorhoben (siehe oben).

Wahrscheinlich sind die Säulenreihen des Cardo anfangs auch an der Kreuzung mit dem Nord-Decumanus durchgängig gewesen und dort erst später entfernt worden, als das Nord-Tetrapylon gebaut wurde.

Nordtor

Das Bauwerk wurde 115 n. Chr. als frei stehender Bogen am nördlichen Haupteingang zur Stadt errichtet. Sein Entstehungsjahr geht aus einer Weihinschrift an der Fassade hervor, in der Kaiser Trajan (98 - 117 n. Chr.) als Gründer und Retter der Stadt bezeichnet wird. (R. Parapetti, S. 25) Wie auch das Südtor, ist das Nordtor erst wesentlich später in die Stadtmauer integriert worden, als diese ab Ende des 3. oder Anfang des 4. Jahrhunderts in mehreren Phasen erbaut wurde.

Die Fassade des kompakten Baukörpers ist beiderseits der hohen Tordurchfahrt durch vorgeblendete Halbsäulen mit korinthischen Kapitellen gegliedert, die über dem Gebälk geprengte Giebel mit einer Scheibe in der Mitte tragen. In Grunde ist das ein ähnliches, wenngleich hier viel einfacheres Gestaltungsprinzip wie am 15 Jahre später erbauten, wesentlich größeren und aufwendig dekorierten Hadriansbogen. Dem entsprechen auf gewisse Weise auch die Nischen zwischen den beiden Säulen, wobei die großen unteren beim Hadriansbogen die seitlichen Durchgänge sind.

Eine Besonderheit des Nordtors ist seine trapezförmige Grundform, wie man auf dieser nach einem Schild am Ort von UiU vereinfachten Grafik gut erkennen kann. Das war notwendig, um eine Verbindung zwischen der nördlichen Straße und dem Verlauf des Cardo herzustellen. Den einzigen, etwa 5,5 m breiten Durchgang teilten sich Fußgänger und Fuhrwerke, deren Räderspuren auf der Westseite (links) im Pflaster noch erkennbar sind.

Die Südfassade ist ca. 20 m breit, die schräge Nordfassade fast 22 m.

Vom Nordtor führten wichtige Handelsrouten nach Pella, Skythopolis, Gadara und ans Mittelmeer.

Ein Stück der alten Stadtmauer westlich vom Nordtor.

(© Text von Universes in Universe aus Informationen in verschiedenen Quellen.)

Lage:

Der Norden von Gerasa
Jerash Archeological City
Einbezogene Orte, mit Lage auf der Karte:

Kirche des Bischofs Isaias

Nordtheater

Nord-Decumanus

Nord-Tetrapylon

Westthermen

Nord-Cardo

Nordtor


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