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Macellum

Macellum / © Foto: Haupt and Binder, Universes in Universe

Das Macellum von Gerasa

Das Macellum entstand als Lebensmittelmarkt in der ersten Hälfte des 2. Jhs. n. Chr. im Rahmen der grundlegenden Umgestaltung des Stadtgebiets am südlichen Cardo. Es entspricht dem üblichen Schema solcher römischen Zweckbauten und wurde vom Beginn des zweiten Viertels des 2. Jahrhunderts bis ins 8. Jahrhundert auf verschiedene Weise genutzt und dafür mehrfach modifiziert.

Der Zugang zum Macellum vom Cardo ist durch erhöhte Säulen hervorgehoben. Die vier mittleren Säulen sind 10 m hoch, die links daneben ca. 7,20 m.

An den beiden äußeren Ecken der ca. 50 m breiten Fassade am Cardo wurden Brunnen hinzugefügt. Eine griechische Inschrift am nordöstlichen Brunnen (rechte Seite) ehrt Julia Domna, die aus Syrien stammende zweite Ehefrau des römischen Kaisers Septimius Severus, und wird deshalb in dessen Regierungszeit 193 – 211 datiert. Auf dem Foto oben sieht man die südöstliche Ecke mit den Resten des dortigen Brunnens.

Der Eingang zum Macellum hinter den hohen Portiken am Cardo besteht aus drei etwa 4,85 m hohen Toren mit abgetreppten Türrahmen und einem ca. 10 m breiten und über 8 m tiefen Vestibül. Beiderseits dieses Eingangsbereichs gab es jeweils vier zweigeschossige Ladenlokale. Vom Vestibül führen Türen in die angrenzenden Tabernae sowie zu kleinen Kammern neben den beiden östlichen Exedren (die südliche davon wurde später umgebaut).

Luftaufnahme, Ausschnitt aus Orthophoto of Jerash, Royal Geographic Center of the Hashemite Kingdom of Jordan.

Das ursprünglich zweigeschossige Macellum hatte eine fast quadratische, etwa 50 x 50 m große Grundfläche. Den achteckigen, mit Kalksteinplatten gepflasterten Hof umgab ein Peristyl mit 24 korinthischen Säulen, die denen am Cardo ähneln. Auf der hinteren (westlichen) Seite diente ein rechteckiges Vestibül mit Türen links und rechts als rückwärtiger Zugang. Die südöstliche der vier Exedren (auf dem Foto links unten) wurde später in zwei Räume umgewandelt und als Stall genutzt (mehr dazu weiter unten). Auch die Tabernae mit einfachen Tonnengewölben in je zwei Reihen beiderseits des Hofes sind im Laufe der Zeit umgebaut und umgenutzt worden.

Blick in Richtung Südosten. Die Mauern des Macellums bestehen aus behauenen Kalksteinblöcken, die wahrscheinlich aus einem nahe gelegenen Steinbruch stammen. Der weiche Stein ist tonhaltig und hat einen gelblichen Farbton. Die meisten Wände waren mit Marmorpaneelen verkleidet oder mit weiß und rot gestrichenem Stuck verputzt.

Der oktogonale Brunnen in der Mitte des Innenhofs bestand aus einem Bassin in kreuzähnlicher Form mit einem kleinen Schrein im Zentrum. Er wurde in byzantinischer Zeit demontiert, seine Einzelteile entdeckte man an verschiedenen Stellen des Hofes.

In der südwestlichen Exedra (auf dem Foto im Hintergrund) wurde ein zylindrischer Kalksteinblock mit einem Rohrloch und den Spuren eines Ausgusses gefunden. Er gehört zum Brunnen in der Mitte des Hofes, was auch dadurch belegt ist, dass seine untere Bruchstelle genau auf den zentralen Brunnensockel passt.

Eine griechische Inschrift auf diesem Block, datiert 125 - 127 n. Chr., würdigt Tiberius Iulius Iulianus Alexandras, den Prätor (Gerichtsmagistrat) und römischen Statthalter der Provinz Arabien, der wahrscheinlich den Bau des Macellums von Gerasa veranlasste. Sein Name erscheint auch in einer zweiten, fast identischen Inschrift auf einem Sockel, den man im südlichen Peristyl fand.

In der südwestlichen Exedra sind steinerne Stützen von macellum mensae erhalten, den Verkaufstischen, auf denen die Händler ihre Waren anboten und die in jeder der vier halbrunden Nischen standen. Die hier abgebildeten Tischunterbauten sind mit Hochreliefs eines Löwen, eines Hirsches und eines Wildschweins verziert.

Umbau zu einem Werkstattkomplex

Die ersten Umbauten oder Renovierungsarbeiten fanden im späten 2. oder frühen 3. Jahrhundert statt. Im späten 5. und im 6. Jahrhundert, einer Zeit des Wohlstands der Stadt mit einem starken Anstieg der Bautätigkeit, sind nicht nur der römische Bauplan des Macellums, sondern auch dessen Funktion wesentlich verändert worden. Die bisherige Markthalle wurde durch den Anbau einer neuen Reihe von tabernae auf der Südseite vergrößert und in einen nicht mehr öffentlichen Werkstattkomplex umgewandelt.

In spätbyzantinischer Zeit arbeitete in den Räumen auf der nördlichen und westlichen Seite eine officina tinctoria (Färberei). Man entdeckte dort einen Ofen mit verschiedenen Bottichen. In einer der äußeren Tabernae auf der Südseite ist ein kleiner Kalkbrennofen istalliert gewesen. Im gesamten Komplex gab es Lagerräume.

Die südöstliche Exedra (gleich links neben dem Haupteingang) wurde abgerissen und durch zwei als Stall genutzte Räume ersetzt. Es gibt keine Hinweise darauf, welche Tiere dort untergebracht waren, doch weiß man, dass in der Antike tierische Produkte wie Urin und Milch für das Färben von Stoffen verwendet wurden.

Tabernae an der südöstlichen Seite des Macellums.

Im 7. Jahrhundert zerstört
Der Gebäudekomplex ist offenbar schon vor dessen Zerstörung in den ersten Jahrzehnten des 7. Jahrhunderts verlassen worden. Zu dieser könnte es bei der Eroberung von Gerasa durch die Sassaniden im Jahr 614 oder durch das Erdbeben von 631/632 gekommen sein. Das Macellum wurde aber noch nicht vollständig aufgeben, sondern es gibt Hinweise auf einzelne Aktivitäten dort in frühislamischer Zeit.

(© Text von Universes in Universe aus Informationen in verschiedenen Quellen, darunter Uscatescu, Marot und Uscatescu, Martín-Bueno)

Lage:

Macellum von Gerasa
Jerash Archeological City
Lage auf der Karte


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