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Südtheater

Südtheater / © Foto: Haupt and Binder, Universes in Universe

Südtheater

Es ist das größte und älteste der drei Theater des antiken Gerasa. Weitere sind das Nordtheater und das in Birketein, etwa 1,7 km nördlich der archäologischen Stätte. Das Südtheater wurde direkt neben dem Zeus-Heiligtum an die Westseite desselben Hügels gebaut und könnte auch kultischen Zwecken gedient haben. Obwohl die Bewohner bis in die 1950er Jahre hinein Steine von hier für den Bau ihrer Häuser plünderten, blieb es erstaunlich gut erhalten. Nach aufwendiger, wenngleich nicht immer sachgerechter Restaurierung und Rekonstruktion in verschiedenen Phasen wird das Südtheater mit seiner ausgezeichneten Akustik als ein Hauptveranstaltungsort des Jerash Festivals der Kultur und Künste genutzt. Von den oberen Sitzreihen hat man einen großartigen Blick über die archäologische Stätte.

Durch mehrere Weihinschriften lässt sich das Südtheater ziemlich genau datieren. Aus diesen geht hervor, dass der Bau um 90 n. Chr., in der Regierungszeit des römischen Kaisers Domitian (81-96 n. Chr.), zwar eingeweiht, aber wohl noch nicht fertiggestellt war, denn spätere Inschriften beziehen sich auf Fortschritte an den jeweiligen Stellen des Baus. Die diversen Widmungen von Stiftern lassen erkennen, welchen großen Anteil wohlhabende Bürger von Gerasa an der Finanzierung des Theaters hatten.

In der Weihinschrift an der Mauer des Podiums zwischen Orchestra und dem unteren Sitzbereich steht, dass der Veteran (und Ratsherr) Titus Flavius Epe...., Sohn des Dionysios, seiner Vaterstadt 3.000 Drachmen für den Bau eines em>kerkis bezahlt hat [entspricht dem römischen cuneus, einer der keilförmigen Sitzblocks].

Tabula ansata , jetzt außerhalb des Theaters: „…Im Jahre 154 [91 n.Chr.]. Dem Imperator Caesar, dem Sohn des göttlichen Vespasian, Domitian Augustus Germanicus,Oberpriester, Inhaber der tribunizischen Gewalt, Vater des Vaterlandes, hat das Theater auf Befehl des legatus Augusti pro praetore Lappius Maximus [Statthalter der Provinz Syrien] geweiht.“ (zitiert nach Theatrum)

Cavea - Auditorium

Das Südtheater hat eine Gesamtbreite von 76 m, und von der Orchestra bis zur obersten erhalten gebliebenen Sitzreihe sind es etwas über 16 m. Die cavea (halbrunder Zuschauerbereich) ist unten teilweise in den Hügel hineingeschlagen worden und nach Norden ausgerichtet, so dass die Zuschauer nicht von der Sonne geblendet werden.

Eine Barriere mit kreisrunden Vertiefungen, in die Schmuckplatten eingelassen waren, und Widmungsinschriften (siehe oben) teilt den Zuschauerbereich von der Orchestra ab. Die Sitzordnung im römischen Theater war durch den sozialen Status der Zuschauer bestimmt. In der ima cavea, dem untersten Bereich nahe der Bühne für das hochrangige Publikum, sind 14 Sitzreihen gut erhalten, unterteilt in 4 cunei (keilförmige Sitzblöcke) mit den scalae (radiale Treppen) dazwischen. Am vorderen Rand des praecinctio, dem horizontalen Umgang zwischen dem unteren und dem oberen Zuschauerbereich, stand eine 15. Reihe der ima cavea aus Steinsitzen mit hohen Rückenlehnen, von denen einige Reste auf dem Umgang abgestellt sind. Zusammen mit diesen gab es in der ima cavea insgesamt etwa 1.250 Sitzplätze.

Über dem etwa 2,20 breiten, von einem hohen Podium umgebenen Umgang des praecinctio befindet sich die media cavea für die nächste Kategorie von Zuschauern, respektierte Bürger. In den 15 Sitzreihen, unterteilt in 8 cunei, fanden ca. 2.200 Personen Platz. Experten nehmen an, dass es – wie im römischen Theater üblich – darüber noch einen weiteren Bereich gab, die summa cavea mit etwa 1.250 engen Sitzplätzen für das Publikum aus den untersten Schichten der Gesellschaft.

Insgesamt könnte die cavea des Südtheaters also für bis zu 4.700 Zuschauer ausgelegt gewesen sein.

Der Zugang zur ima cavea erfolgte von unten durch große Tore auf beiden Seiten der Bühnenanlage (eines davon ist auf dem oberen Foto links zu sehen). In den oberen Bereich gelangte das Publikum durch Tunnel, die vomitoria (von vomere - ausspeien), mit aufsteigendem Gewölbe aus Steinbögen, die den darüber liegenden Sitzreihen angepasst sind.

Orchestra und scaenae

Die orchestra (von griech. Tanzplatz) war Im klassischen griechischen Theater ein kreisrunder Raum für den Chor und zunächst auch die Schauspieler, bevor diese auf einer erhöhten Bühne auftraten. Im römischen Theater gab es keine Chöre mehr. Die orchestra wurde zu einem Halbkreis vor der Bühne verkleinert. Die mit Steinplatten ausgelegte orchestra im Südtheater von Gerasa hat einen Durchmesser von knapp 20 m.

Der Bühnensockel an der Nordseite der orchestra ist ca. 1,50 bis 1,60 m hoch und durch fünf Pilaster (87 cm breit, 16 cm tief) in vier Abschnitte unterteilt, in denen jeweils eine Giebelnische von zwei Rundnischen mit muschelförmigem Abschluss flankiert wird. Das zweite Foto unten zeigt ein Detail des mittleren Pilasters mit einer Inschrift und einem heraldischen Zeichen (ein stilisierter Doppeladler?).

Die Bühne

Die Bühne war ursprünglich aus Holz und bis zu den Podien, auf denen die Säulen stehen, ca. 6,30 m breit. Von der aufwendig gestalteten, einst zweistöckigen scaenae frons (Bühnenfront) ist nur die untere Etage erhalten. Allerdings wurden viele Teile der oberen Etage in der Ruine gefunden, so dass eine ziemlich gute Vorstellung davon existiert, wie diese ausgesehen haben könnte. Die Gesamthöhe der scaenae frons betrug etwa 15,30 m, zusammen mit der Bühne waren es ca. 16,30 m. (Sear und Hutson)

Die columnatio der scaenae frons, das aus freistehenden Säulen bestehende architektonische Element, bestand aus insgesamt 68 Säulen, 34 auf jeder Etage. Im unteren Geschoss gehören dazu die auf den vier Podien (je ca. 1,90 - 2 m hoch und ca. 2 m tief) angeordneten Säulen (mit Sockel und Kapitell etwa 5,30 m hoch), die auf beiden Seiten der Bühne neben den Eingängen stehenden sowie die 8 kleineren Säulen vor den Nischen.

Die Schauspieler betraten und verließen die Bühne durch die drei ca. 1,85 breiten Portale in der scaenae frons, die von quadratischen Pilastern flankiert werden, deren Kapitelle mit zwei Akanthusblättern auf jeder Seite verziert sind. Sie tragen ein 60 cm hohes Gebälk mit Architrav, einem Fries mit vertikalen Rinnen, Eierstabfries und hervortretendem Gesims. Auf den beiden äußeren Ecken des reich verzierten Giebels gibt es Akroterien und eine runde Scheibe im Tympanon.

Die halbrunden Nischen zwischen den Portalen, hinter den freistehenden Säulen der columnatio, sind oben von einer Muschelform abgeschlossen. Die kleinen Säulen davor haben florale Kapitelle und auch der Giebel über dem schlichten Gebälk ist mit einem floralen Ornament geschmückt. Auf dem zweiten Foto unten sieht man auch die korinthischen Kapitelle und den Architrav der ganz rechten Säulen.

Die Zugänge zum unteren Zuschauerbereich (ima cavea) und zur Bühne auf der linken Seite.

Die anderen beiden Theater von Gerasa in UiU:

Nordtheater

Birketein

(© Text von Universes in Universe aus Informationen in verschiedenen Quellen, darunter Sear und Hutson)

Lage:

Südtheater
Jerash Archeological City
Lage auf der Karte


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