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Der Rundgang durch die archäologische Stätte des spätantiken Gerasa im heutigen Jerash beginnt an diesem imposanten Triumphbogen. Die Bürger der Stadt erbauten ihn zu Ehren des römischen Kaisers Hadrian anlässlich seines Besuchs in ihrer Stadt im Winter 129/130 n. Chr.. Mit über 37 m Breite, 21 m Höhe und ca. 9 m Tiefe ist er einer der größten dieser Art im Römischen Reich. Da die umherliegenden Teile identifiziert werden konnten, war die Rekonstruktion des Bauwerks möglich.
Ursprünglich war der Hadriansbogen als Stadttor eines neuen südlichen Viertels entlang der Straße nach Philadelphia, dem heutigen Amman, gedacht. Dieser Plan wurde aber schon bald nach dem Besuch des Kaisers verworfen. Stattdessen wuchs Gerasa in Richtung Norden, wo der riesige Komplex des Artemis-Heiligtums entstand, und wurde auf die Ostseite des Chrysorhoas (Goldfluss, heutiges Wadi Jerash) ausgedehnt. Deshalb blieb das zu Ehren Hadrians errichtete Bauwerk frei stehend 460 m vom Südtor der befestigten Stadt entfernt.
Der mittlere der drei Durchgänge mit Tonnengewölbe, die genau in Nord-Süd-Richtung angelegt sind, ist 10,80 m hoch und 5,70 m breit, die beiden seitlichen sind jeweils 5,20 m hoch und ca. 2,70 m breit.
Die südliche (äußere) und die nördliche, zur Stadt hin gerichtete Fassade des Hadriansbogens sind sehr ähnlich, wenngleich nicht völlig identisch.
Bild 1: Attische Basis. Bild 2: Korinthisches Kapitell. Bild 3: Kapitell eines Pilasters am großen mittleren Durchgang. Das Loch links neben dem Pilaster war für die Befestigung eines hölzernen Torflügels bestimmt.
Vier riesige vorgeblendete Dreiviertelsäulen stehen auf Sockeln (2,20 m hoch, 2,25 m breit, 1,20 m tief). Über den attische Basen umschließt ein Kranz aus Akanthusblättern den Säulenschaft (linkes Foto). Korinthische Kapitelle mit Akanthusblättern bekrönen die Säulen (Mitte).
Die drei Durchgänge sind von Pilastern eingefasst, die oben von Akanthusblättern und Zierleisten mit friesartigen Ornamenten (Kanneluren, Eierstab, Blattwerk) abgeschlossen werden. Sie tragen dem Tonnengewölbe vorblendete Rundbögen. Auf dem rechten Foto sieht man links neben dem Pilaster ein Loch, das für die Befestigung eines hölzernen Torflügels dienen sollte.
Auf der Süd- und der Nordseite des Hadriansbogens befinden sich oberhalb der beiden kleineren Torbögen aufwendig gestaltete Nischen mit gesprengten Giebeln, deren Gebälk von kleinen Säulen mit korinthischen Kapitellen gestützt wird. Die Säulen stehen auf einem Sockel aus mehrfach abgestuften Zierleisten. Diese Nischen auf beiden Seiten der Fassade konnten von innen betreten werden und sind durch Türöffnungen verbunden.
Das reich verzierte Gebälk besteht aus einer Abfolge verschiedener Zierleisten (u.a. Eierstab, Zahnschnitt), einem Fries in Flachrelief mit Blüten und Blattwerk sowie dem mit einem Palmettenband dekorierten Gesims. Darüber erhebt sich ein flacher Dreiecksgiebel in der Art eines gesprengten Giebels, in welchem sich die dekorativen Elemente des Gebälks fortsetzen. In die Mitte des Giebels ist lediglich ein Lorbeerkranz mit einer Rosette darin gesetzt.
Auf der Nordseite des Hadriansbogens liegen vor dem rechten Tordurchgang Fragmente einer Inschrift, die an der Fassade in Richtung Stadt angebracht war. Die in 19 Teile zerborstene Weihinschrift in Griechisch hat die Form einer Tabula ansata und ist 7,14 m breit und 1,03 m hoch.
Der Text der Inschrift lautet:
"Zum guten Glück!
Zum Heil des Kaisers Caesar, Sohn des Gottes Trajan Parthicus, Enkel des Gottes Nerva, Trajan Hadrian Augustus, pontifex maximus, zum 14. Mal mit tribunizischen Vollmachten, Konsul zum 3. Mal, Vater des Vaterlandes, und zum Glück und Erhalt des / seines ganzen Hauses. Die Stadt der Antiochener am Chrysorhoas, zuerst Gerasaner, nach dem Willen des Flavius Agrippa (baute) das Tor mit einem Triumph. Im Jahr 192."
(Deutsch von Universes in Universe nach der englischen Übersetzung von Samuele Rocca)
(© Text von Universes in Universe aus Informationen in verschiedenen Quellen.)
Hadriansbogen
Jerash Archeological City
Lage auf der Karte
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Bei einem "gesprengten" (offenen) Giebel ist die Mitte herausgeschnitten oder nach hinten versetzt, so dass zwei seitliche Segmente stehenbleiben. Das in der ptolemäischen Architektur Alexandrias überaus beliebte Gestaltungselement wurde von den Nabatäern u.a. für Al-Khazneh (Schatzhaus) und Ad Deir (Kloster) übernommen.
Arch of Hadrian at Gerasa (129-130 CE)
Published: 04/11/2018. Link - visited 07/31/2022