V.l.n.r.:  Adriano Pedrosa (Kurator von HIWAR), Daniela Ortiz, Hrair Sarkissian, Eline van der Vlist (damals künstlerische Leiterin von Darat al Funun), Thabiso Sekgala, Kiluanji Kia Henda, Nguyên Phuong Linh, Maria Taniguchi, Clara Ianni, Jonathas de Andrade, Asunción Molinos Gordo
© Foto: Haupt & Binder, Universes in Universe

Adriano Pedrosa wurde zum künstlerischen Leiter und Kurator der 60. Internationalen Kunstausstellung der Biennale di Venezia berufen, die 2024 stattfindet. Aus diesem Anlass erinnern wir an ein interessantes Projekt, das er 2013-14 in Darat al-Funun in Amman kuratierte. Die meisten der daran Beteiligten sind inzwischen international bekannt und vielleicht wird man einigen von ihnen auf der Biennale Venedig 2024 begegnen.

HIWAR - Conversations in Amman war ein Programm mit einer Ausstellung, Künstleraufenthalten und Gesprächsrunden, das Darat al Funun anlässlich des 25. Jahrestages seiner Gründung veranstaltete. HIWAR hat im September und Oktober 2013 vierzehn Künstlerinnen und Künstler aus der arabischen Welt, Afrika, Asien und Lateinamerika zu Aufenthalten nach Amman gebracht, deren Höhepunkt die Eröffnung einer Ausstellung am 9. November 2013 war. Die Ausstellung zeigte auch Werke aus der Khalid Shoman Sammlung von Abdul Hay Mosallam, Ahlam Shibli, Ahmad Nawash, Akram Zaatari, Amal Kenawy, Emily Jacir, Etel Adnan, Fahrelnissa Zeid, Hrair Sarkissian, Mona Hatoum, Mona Saudi, Mounir Fatmi, Nicola Saig, Rachid Koraïchi und Walid Raad.

HIWAR (was in Arabisch Gespräch bedeutet) war aus der Notwendigkeit entstanden, den Austausch zwischen Kunstschaffenden von den Rändern zu fördern, und das nicht nur durch die Gegenüberstellung ihrer Werke in einer Ausstellung oder Publikation, sondern auch indem ihnen die Möglichkeit gegeben wurde, von den Arbeitsweisen und Erfahrungen der Kolleginnen und Kollegen zu lernen. Umfangreiche Ausstellungen und Biennalen haben Werke aus verschiedenen Regionen jenseits von Euro-Amerika zusammengebracht, doch oftmals fehlt den Künstlern die Chance, persönlich an diesem Austausch teilzuhaben.

Bei HIWAR ging es um ein intensiveres Format mit einer kleineren Anzahl an Künstlerinnen und Künstlern, die in zwei Aufenthaltsphasen (im September und Oktober 2013) einen Monat in Amman verbrachten. Dabei kam es vor allem darauf an, in Vorbereitung der Ausstellung Gespräche zwischen den Beteiligten zu entwickeln, die sich gegenseitig ihre Werke und deren Kontexte vorstellten und diese mit ihren Kolleginnen und Kollegen diskutierten. Im Kern wurde diese Kommunikation geleitet von Adriano Pedrosa, Kurator von HIWAR, und Eline van der Vlist, damals künstlerische Direktorin von Darat al Funun. Dabei sollte das übliche Format vermieden werden, bei dem Künstler eingeladen sind, um während einer Residenz mit neuen Werke auf die spezifischen lokalen Bedingungen zu reagieren, in denen sie sich am Aufenthaltsort befinden. Das Ziel bestand darin, sowohl in und von Amman zu lernen als auch von Beirut, Kairo, Cuzco, Hanoi, Istanbul, Johannesburg, Luanda, Manila, Mumbai, Ramallah, Recife und São Paulo.

Über die geo-kulturelle Herkunft und Positionen (so unterschiedlich diese auch sein mögen) hinaus gab es in HIWAR kein übergreifendes Thema oder Konzept, das alle diese Künstlerinnen und Künstler und deren Werke verknüpft. Dennoch sind solche Positionen irgendwie aufgeladen und aufschlussreich. Man könnte an die Aussage des argentinischen Semiotikers Walter Mignolo denken: Ich bin, wo ich denke.

Artists-in-residence:
Bisan Abu-Eisheh, Jonathas de Andrade, Hemali Bhuta, Aslı Çavuşoğlu, Shuruq Harb, Clara Ianni, Saba Innab, Kiluanji Kia Henda, Asunción Molinos Gordo, Nguyên Phuong Linh, Daniela Ortiz, Thabiso Sekgala, Rayyane Tabet, Maria Taniguchi

Conversations at the margins
Mit Adriano Pedrosa, Bisi Silva, Pedro Léon de la Barra, Suha Shoman und Vali Mahlouji