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Libero Badii

Libero Badii / © Foto: Haupt and Binder, Universes in Universe

Libero Badii - künstlerisches Testament

Libero Badii (1916 - 2001, siehe die Biografie), war ein bemerkenswert vielseitiger Künstler, ein unermüdlich Schaffender, der Verfechter einer einsamen schöpferischen Freiheit, der er mit seinem Namen "Libero" alle Ehre macht. Er ist ein herausragender Vertreter der argentinischen Kunst.

Seine künstlerischen Erkundungen des skulpturalen Raums an der Schnittstelle zwischen prähispanischer Kunst und Ausdrucksformen der europäischen Avantgarde sowie seine Fähigkeit, Wesentliches und Universelles durch eine vermenschlichte Abstraktion zu erfassen, kennzeichnen seine unverwechselbare Einzigartigkeit. Er beschrieb seine künstlerische Suche als eine Erforschung "des Unheimlichen", der rätselhaften Energie des Lebens jenseits jeder rationalen Erklärung.

Libero Badii: Ariadna, 1969. Polychromes Holz.
© Foto: Haupt & Binder, Universes in Universe

In dieser Hommage an Libero Badii präsentieren wir eines seiner Schlüsselwerke, das "Testamento Artístico" (Künstlerisches Testament), mit den Überlegungen des Künstlers selbst, die wir aus dem Spanischen übersetzt haben. Wir zeigen auch einige andere Werke, die 30 Jahre lang im mittlerweile geschlossenen Libero-Badii-Museum in einem historischen Herrenhaus im Stadtteil Belgrano (Buenos Aires) untergebracht waren, bis sie 2022 dem Nationalen Museum der Schönen Künste geschenkt wurden. Dort sind sie heute zu sehen, ebenso wie im Kulturzentrum Borges, wo sie konserviert und katalogisiert werden.

Sinister Knowledge No 7 Artistic Testament

Von Libero Badii, Dezember 1975

It was the year 1967 and I wanted to develop an exhibition with the thematic focus of the theory of space. After talking to Jorge Romero Brest, I was able to get the rooms of the Instituto di Tella. In the last hall I carried out the work ensemble which I called "Sinister Knowledge No 1 The Dolls." I felt and realized that a new path was opening up in my vision of reality. So it was, that I arrived in 1974 with works within this same aesthetic vision. Therefore, that same year I wanted to undertake a work that would convey a unifying philosophical and aesthetic thought. That is how the "Artistic Testament" was born.

Libero Badii: Selbstporträts, Zeichnung und Fotografie

I began to draw; in the diary of my writings there are annotations and drawings of ideas, and in 1975, the work was developed in its entirety - at the beginning, drawings and sketches where I wanted to summarize my artistic knowledge, and, at the end, the work in its definitive size. Starting with a photograph of my physical person, I developed the theory of "the sinister" until the last study was completed. There are thirty sketches in bronze, four as bronze relief, three copies of the last bronze study were made, there are nine studies in cardboard painted in tempera, there are six cardboard collages - with one of them a silkscreen was made, and finally, this same folder that brings together all the drawings and material for the process.

Libero Badii: Selbstporträts, 1975, Radierungen
© Foto: Haupt & Binder, Universes in Universe

In September 1975, I began the definitive work in a size of two meters, putting all my passion, building up piece after piece of wood, and then the color, finishing it at the end of December 1975. When I brought it to my Almataller, I felt frightened by the sinister mood that it communicated, I believe that this feeling has been well achieved. I wish to have it here for a while in my Almataller [studio-soul], to see how communication correspondences develop.

Testamento artístico, 1974-75
© Foto: Haupt & Binder, Universes in Universe

"Sinister Knowledge No 7 Artistic Testament". Last in the series that is intertwined with the following works: No 1 "The Dolls" - 1967-68; No 2 "The Sacrifice" - 1970-71; No 3 "The Lesson of Aesthetics" - 1972; No 4 "The Self" - 1973; No 5 "The Power" - 1974; No 6 "The Ratio" - 1974; No 7 "Artistic Testament" - 1974-75.

Unity of communication since they have a beginning and an end in relation to the same life of a man. I think that this last series of my artistic path is of total creation, the philosophical idea, the aesthetic concept and the vision of reality.

Now the work is there, a world created in these last years gives me the idea of a life dedicated to an expression of giving happiness and feeling happy myself (L.B.).


Über Libero Badii

Badii wurde 1916 in Arezzo, Italien, geboren und kam 1927 mit seiner Familie nach Argentinien, wo er 1947 die Staatsbürgerschaft erhielt. Seine bildhauerische Ausbildung begann er in der Marmorwerkstatt seines Vaters.

Am Ende seines Studiums der Bildenden Künste begab er sich auf eine Reise in den Norden Argentiniens, die ihn später nach Bolivien, Peru und Ecuador führte. Südamerika bedeutete für ihn die Möglichkeit, sich neuen Bereichen der Imagination zu öffnen, die mit seiner akademischen Ausbildung brachen. Zwei Jahre später besuchte er Frankreich, Spanien und Italien. Auf der Suche nach einer eigenen visuellen Sprache, die die künstlerische Tradition erneuern würde, sind seine Werke das Ergebnis einer Kreuzung zwischen Formen der vorspanischen Kunst und der europäischen Avantgarde der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

El Deseo, 1955. Bronze
© Foto: Haupt & Binder, Universes in Universe

Ende der 1960er Jahre begann er, das Konzept des "Unheimlichen" zu entwickeln, als einen Weg, das künstlerische Schaffen im Gegensatz zum "Klassischen" zu begreifen, das als die von den großen Meistern überlieferten ästhetischen Grundlagen verstanden wird. In den frühen 1970er Jahren arbeitete er diese Idee weiter aus, die er mit dem Lateinamerikanischen zu verbinden begann, und die sich in Werken aus zusammengesetztem Holz mit reinen und kontrastreichen Farben äußerte.

Zu seinen zahlreichen Ausstellungen gehören eine Retrospektive im Nationalen Museum der Schönen Künste im Jahr 1962 und 1968 die große Ausstellung im Instituto Di Tella in Buenos Aires sowie die Teilnahme an der Biennale von São Paulo, wo er 1971 den Internationalen Preis gewann.


Libero Badii Museum

(1990 – 2020)

1988 erwarb die ehemalige Banco de Crédito Argentino (heute BBVA Argentina) einen großen Teil der Werke und persönlichen Gegenstände des Künstlers. Um sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, gründete die zuständige Stiftung im September 1990 das Museum Libero Badii in der historischen Casona Alsina gegenüber der Plaza Barrancas de Belgrano. Dreißig Jahre lang stellte es herausragende Werke aus dieser Sammlung aus, die Skulpturen aus verschiedenen Epochen sowie Gemälde, Zeichnungen, Stiche und Skizzen, Künstlerbücher und dokumentarisches Material umfasst.


Schenkung an das Nationalmuseum der Schönen Künste

Die im Museo Libero Badii untergebrachte Sammlung wurde von der Fundación BBVA Argentina dem Museo Nacional de Bellas Artes übereignet. Um diese großzügige Schenkung bekannt zu machen, stellte das MNBA im Oktober 2022 die polychrome Holzskulptur "Die Mutter" (1976) in der zentralen Halle aus.

Präsentation der Schenkung
© Foto: Foto: Courtesy MNBA

Der Gesamtumfang dieses Nachlasses wird auf etwa 135 Skulpturen, 72 Gemälde, fast 100 Drucke und ebenso viele gerahmte Zeichnungen, fast 200 Mappen mit Zeichnungen und Drucken, 50 Künstlerbücher und Keramikarbeiten geschätzt, die Libero Badii von den 1940er bis in die 1980er Jahre geschaffen hat. Zu den wichtigsten Werken gehören die Skulpturen "El punto" (1967), "Ariadna" (1969), "Testamento artístico" (1974) und "La madre" (1976).

Durch diesen Nachlass werden die im Museum schon vorhandenen 70 Werke des Künstlers ergänzt und die verschiedenen Perioden seiner einzigartigen Karriere vervollständigt. Dadurch besitzt das Museo Nacional de Bellas Artes die weltweit größte Badii-Sammlung.


Reserva-Taller Libero Badii

Für die Katalogisierung, Konservierung und Restaurierung von Werken und Dokumenten, die das Museo Nacional de Bellas Artes als Schenkungen erhalten hat, wurde im Centro Cultural Borges (2. Etage, Pavillon IV) ein besonderer Raum eingerichtet. Im "Reserva-Taller Libero Badii" kann die Öffentlichkeit einen Teil der Konservierungs- und Registrierungsarbeiten besichtigen, die in Zusammenarbeit mit der Museologischen Konservierungsabteilung der Nationalen Universität der Künste (UNA) durchgeführt wurden. Verschiedene Teile der Sammlung werden auch in aufeinanderfolgenden temporären Projekten präsentiert.

Reserva-Taller Libero Badii
© Foto: Courtesy Centro Cultural Borges

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Quellen:
Libero Badii: Conocimiento siniestro No 7 "Testamento Artistico".
Madera policromada - bronces dibujos - serigrafías – cartones, año 1974-75

Informationen aus: Museo Nacional de Bellas Artes, Centro Cultural Borges, Fundación BBVA Argentina.


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